Ätherische Verbindungen – Poetiken der Beziehung im Rundfunk des 20. Jahrhunderts
Dissertationsprojekt von Frederike Maas
Die Dissertation untersucht zwei experimentelle Radiopraktiken des 20. Jahrhunderts in Europa und ihr Potenzial, neue Formen von Verbindung zu ermöglichen. Ausgehend von Bini Adamczaks Konzept der Beziehungsweisen als sozialen Weisen des In-Beziehung-Tretens, wird eine medientheoretische Übersetzung vorgeschlagen: Verbindung als relationale, affektive und möglicherweise utopische Kraft technischer Medien.
Im Kontrast zur dominanten medienästhetischen Vorstellung von Radio als einseitiger Übertragung – wie zusammengefasst im Diktum „Er spricht / du hörst“ – verfolgt die Arbeit, wie Radiomacher:innen in zwei historischen Momenten diese Asymmetrie zu unterlaufen suchten. In der Weimarer Republik experimentierten staatlich organisierte Sender in Frankfurt und Berlin mit dialogisch-pädagogischen Formen, um das Verhältnis zum Publikum neu zu gestalten. In den 1970er-Jahren entwarf die dadaistische Station Alice in Italien über Telefon-Interventionen eine many-to-many Kommunikation, die die Grenze zwischen Sender und Empfänger bewusst auflöste.
Sound und Oralität erscheinen dabei nicht nur als Mittel der Übertragung, sondern als poetische Formen – in der Lage, kollektive Imaginationen zu formen, alternative Subjektivitäten hörbar zu machen und flüchtige Momente geteilter Resonanz hervorzubringen. Auf der Basis von Archivmaterial und medientheoretischer Reflexion zeigt die Dissertation, wie diese ephemeren Praktiken auf andere Formen von Vermittlung verweisen: partizipativ, affektiv und utopisch.