Das Wissen des Zionismus
Form und Funktion von Wissen und Wissenschaft in zionistischer Publizistik und Literatur
Andreas Kilcher und Alexander Alon
Gefördert vom Schweizerischen Nationalfonds
Wissen und Wissenschaft spielten bei der Herausbildung des Zionismus um 1900 eine herausragende Rolle. Die Realisierung der Ziele des politischen Zionismus erforderte verstärkt naturwissenschaftliches und technisches Wissen, der Kulturzionismus wiederum ging mit kultur- und geisteswissenschaftlichen Projekten einher und leistete grundlegende Reflexionen in Bezug auf das Wissen und seine kulturpolitische Funktion. Der engen Bindung an die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Moderne wurde zugesprochen, dass sie der jüdischen Moderne zwischen Assimilation und Diaspora eine neue, nationale Dimension verleihen konnten.
Vor diesem Hintergrund macht es sich das Forschungsprojekt zum Ziel, Form und Funktion von Wissen und Wissenschaft innerhalb der zionistischen Publizistik und Literatur von der Entstehung der zionistischen Bewegung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die Zeit der Staatsgründung um 1945 zu untersuchen. Es wird dabei davon ausgegangen, dass sich die Konstitution eines dezidiert ›zionistischen Wissens‹ vor allem auf der Ebene wissenschaftlicher Konzeptionen, ihrer publizistischen Konkretisierung und ihrer literarischen Verhandlung untersuchen lässt – daher die Lokalisierung des Gegenstandes in Publizistik und Literatur. Das ›Wissen des Zionismus‹ ist nicht nur von politischer Pragmatik, sondern wesentlich auch von rhetorischen, ästhetischen und poetologischen Schreibweisen bestimmt. Es soll mithin herausgearbeitet werden, wie sich Vorstellung, Konzeption sowie Verbegrifflichung und Funktionalisierung von Wissen in zionistischer Wissensverarbeitung und -vermittlung charakterisieren lassen.